Idee

talosDass soziale Ungleichheiten immer größer werden und eine ernsthafte Gefahr des Auseinanderdriftens der Gesellschaft bedeuten, ist keine neue Beobachtung. Gerade wenn man sich im gemütlichen Europa eingerichtet hat, ist einem oft nicht bewusst, dass wir auf einer abgeschotteten Insel des Wohlstandes leben. Dies geschieht nicht nur in Europa durch sichtbare und unsichtbare Methoden der Grenzsicherung.

Überall auf der Welt, wo die Ungleichheiten zu groß sind, werden seit einigen Jahren wieder die Grenzen mit Zäunen und Mauern verstärkt. Beginnt man sich mit dem Thema zu befassen, eröffnet sich eine verstörende Sphäre der Rüstungsindustrie, begegnet man Staaten, die keine anderen Handlungsoptionen mehr sehen und Bürgern, deren Angst vor den „Anderen“ durch die eigene Unsicherheit immer größer wird. Die Zäune sind dann ein sichtbares Zeugnis von „Abwehr, Ungleichheit und Ausgrenzung“. Gründe sind gleichermaßen in ökonomischen und religiös-politischen Unterschieden zu finden. Diese Realität spiegelt die zwiespältigen Interessen der globalen Finanzmärkte und der neoliberalen Wirtschaftsakteure. Auf der einen Seite gibt es den grenzen- und schrankenlosen Transfer von Kapital und Waren. Auf der anderen Seite werden Billiglohnproduktion und Wohlstandsgefälle bewusst zur Profitmaximierung genutzt. Extreme Gefälle führen dann zu problematischen Nahtstellen, befestigten Grenzen. Besonders im mittleren Osten, wo die Unterschiede zwischen den reichen Ölstaaten und ihren krisengeschüttelten Nachbarn sehr deutlich sind und auch mit ideellen Glaubensfragen verknüpft werden sind Grenzzäune besonders häufig. Von dieser Entwicklung bekommt man, im Vergleich zu Grenzen wie um Israel oder zwischen Mexiko und den USA, in der allgemeinem Berichterstattung wenig mit. Unsere Motivation ist es, diese weitgehend unbekannten Entwicklungen in einer Informationsgrafik darzustellen und ein komplettes Bild der existierenden Grenzzäune und -mauern zu zeichnen.

Überrascht waren wir insbesondere von der Sachlichkeit, mit der Rüstungsfirmen wie Cassidian die Produkte zur Grenzsicherung vertreiben. Geht es doch immer auch darum wie man am effektivsten Menschen von der Überschreitung der Grenze abhalten kann – womit gleichzeitig auch der Tod von tausenden Opfern weltweit in Kauf genommen wird. Und das nicht nur weit weg von unserer Lebensrealität, sondern (sichtbar und unsichtbar) auch an Europas Grenzen.

Die Absurdität dieser technischen Anlagen, mit ihren vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten um unsere „Heimat“ zu schützen, hat uns an den Einkauf bei einem der großen Möbelhersteller erinnert. Mit dieser Ironie in der Darstellung der verschiedenen Zaunelemente und realen Grenzen soll dem Betrachter auch die Dramatik des Themas nahe gebracht werden. Mit einem Augenzwinkern werden Vorurteile und Feindbilder aufgegriffen und die Folgen dieser vermeintlichen einfachen „Problemlösungen“ zur Stabilisierung des Gemeinwesens verdeutlicht.

Die Informationen über die einzelnen Zäune sind aus den Nachrichtenmeldungen und Online-Quellen zusammengetragen. Die Texte wurden nahezu direkt aus der letzten Ausgabe des IKEA-Kataloges übernommen, wobei wir nur einzelne Wörter durch „Zaun“ ersetzt haben.